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Trockene Augen durch Schilddrüsenerkrankung
Erkrankungen der Schilddrüse (Glandula thyreoidea) sind eine häufige Ursache für trockene, entzündete Augen und Augenlider. Durch die hormonellen Schwankungen im Körper kann auch die Produktion der Tränenflüssigkeit aus dem Gleichgewicht geraten und teils massive Beschwerden nach sich ziehen.
Was ist die Schilddrüse?
Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse, die schmetterlingsförmig unter der Haut im unteren Bereich des Halses liegt. Sie steuert das Hormonsystem und somit den Stoffwechsel. Deshalb wird sie auch als Motor des Hormonsystems bezeichnet, da sie die Hormonausschüttung für viele Prozesse im Körper reguliert. Durch eine Schilddrüsenerkrankung entsteht deshalb oft ein hormonelles Ungleichgewicht im Körper. Viele Stoffwechselprozesse laufen nicht mehr geregelt ab, was sich im Organismus auf sämtliche Bereiche auswirken und zu vielschichtigen Beschwerden führen kann.
Welche Schilddrüsenerkrankungen gibt es?
Neben Veränderungen in der Größe, Knoten oder Tumore der Schilddrüse zählen die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) bzw. die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zu den häufigsten Schilddrüsenerkrankungen.
Dann produziert die Schilddrüse entweder zu viele Hormone oder zu wenige. Neben Jodmangel, genetischer Veranlagung oder einer Tumorerkrankung an der Schilddrüse kann auch eine Autoimmunerkrankung, wie z. B. Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis, Ursache einer Schilddrüsenerkrankung sein. Hashimoto und Morbus Basedow zählen zu den nicht heilbaren Schilddrüsenerkrankungen. Grundsätzlich kann jedoch eine vorliegende Unter- oder Überfunktion gut durch die Einnahme von Medikamenten ausgeglichen werden.
Wie äußert sich eine Schilddrüsenerkrankung?
Schilddrüsenerkrankungen verursachen meist sehr diffuse Symptome. Da das hormonelle Ungleichgewicht den Stoffwechsel beeinflusst, äußert sich jede Erkrankung der Schilddrüse durch eine Vielzahl an Beschwerden, die meist schleichend auftreten und sämtliche Körperfunktionen betreffen können.
Bei einer Überfunktion gibt die Schilddrüse zu viel der Schilddrüsenhormone T3 und T4 ab. Dadurch wird der Körper überaktiv und unruhig. Bei einer Unterfunktion produziert die Schilddrüse hingegen zu wenig der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Betroffene fühlen sich dadurch erschöpft und antriebslos.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion können folgende Symptome auftreten:
- Nervosität
- Reizbarkeit
- innere Unruhe
- Gewichtsverlust
- Haarausfall
- Schwitzen
- erhöhter Blutdruck
- erhöhter Puls
- Herzrasen
- Durchfall
- Muskelschmerzen
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann hingegen genau das Gegenteil der Fall sein:
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Kraftlosigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Gewichtszunahme
- Verstopfung
- Haarausfall
- verlangsamte Herzfrequenz
- niedriger Blutdruck
- trockene, schuppige Haut
- trockene Augen
- geschwollene Augen
- trockene Schleimhäute
Kann eine Schilddrüsenerkrankung auf die Augen schlagen?
Grundsätzlich kann sich ein durch Schilddrüsenerkrankungen bedingtes hormonelles Ungleichgewicht durch einen veränderten Tränenfilm und dadurch trockenere Augen bemerkbar machen. Denn der Hormonspiegel wirkt sich auch auf die Schleimhäute aus. Gerade bei einer Unterfunktion wird nicht genügend Flüssigkeit gebildet, wodurch neben Nase, Rachen und Mund auch die Augen trocken werden können.
Eine spezielle Schilddrüsenerkrankung wirkt sich jedoch besonders auf die Augen aus und wird oft anhand der Veränderungen an den Augen diagnostiziert: Morbus Basedow. Es handelt sich hier um eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper Antikörper gegen Teile der Schilddrüse bildet. Die Reaktion ist eine Überproduktion an Schilddrüsenhormonen, es kommt zur Schilddrüsenüberfunktion. Morbus Basedow gilt sogar als häufigste Ursache dieser Erkrankung.
Ein typisches Symptom von Morbus Basedow sind entzündungsbedingte Schwellungen der Gewebe in den Augenhöhlen, auch als endokrine Orbitopathie bezeichnet. Durch diese Gewebeschwellungen treten die Augen deutlich sichtbar aus den Höhlen hervor. Meist kommen noch weitere Beschwerden hinzu, wie
- trockene Augen
- tränende Augen
- brennende Augen
- Rötungen der Augen
- Augenschmerzen
- Schwellung der Augenlider
- Entzündungen der Horn- oder Bindehaut
- Stehstörungen
- Lichtempfindlichkeit
- Kopfschmerzen
Durch das Hervortreten der Augäpfel können sich bei vielen Betroffenen die Augenlider nicht mehr vollständig beim Blinzeln schließen. Dadurch trocknet die Augenoberfläche aus, was Entzündungen und Infektionen am Auge begünstigt.
Kann Hashimoto auf die Augen gehen?
Die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion ist der Verlust von ursprünglich funktionsfähigem Schilddrüsengewebe als Folge der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, einer chronischen Schilddrüsenentzündung. Trockene Augen und eine gestörte Tränenfilmproduktion gehören hier zu den vielschichtigen Symptomen. Betroffene klagen u.a. häufig über
- trockene Augen
- brennende Augen
- gerötete Augen
- gerötete Augenlider
- juckende Augenlider
- Schwellungen der Lidränder
- Verklebungen der Wimpern
- Verkrustungen
- Fremdkörpergefühl
Da die Hashimoto-Thyreoiditis zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt und dadurch den Stoffwechsel drosselt, kann auch die Produktion des Tränenfilms beeinträchtigt werden. Die Augenoberfläche wird nicht mehr ausreichend benetzt und es kann zu Entzündungen der Augenoberfläche kommen. Viele Betroffene leiden unter einer chronischen Lidrandentzündung (Blepharitis) oder Meibomdrüsen-Dysfunktion.
Was kann ich gegen die Augenbeschwerden bei einer Schilddrüsenerkrankung tun?
In erster Linie wird die zugrundeliegende Schilddrüsenerkrankung behandelt, beispielsweise durch Medikamente, die den Hormonhaushalt ausgleichen. Je nach Ausprägung der Symptome gibt es verschiedene Maßnahmen, um außerdem die Augenbeschwerden gezielt zu lindern:
- befeuchtende bzw. benetzende Augentropfen: Gegen trockene Augen hilft die regelmäßige Befeuchtung bzw. Benetzung mit Augentropfen. Bei starken Beschwerden kann vor dem Zubettgehen eine Augensalbe aufgetragen werden, die die Augen auch über Nacht schützt und geschmeidig hält.
- Lidrandhygiene: Bei einer chronischen Blepharitis oder Meibomdrüsen-Dysfunktion, die durch eine Schilddrüsenerkrankung ausgelöst werden kann, hat sich die konsequente Lidrandhygiene bewährt, um Sekretrückstände von den Lidrändern zu entfernen und die Funktion der Talgdrüsen in den Lidrändern anzuregen.
- Medikamente: Bei akuten Entzündungen am Auge oder Augenlid erfolgt eine Behandlung durch entzündungshemmende Augentropfen oder Augensalben.
Wer unter einer Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow leidet, hat oft dauerhaft Beschwerden an den Augen. Dann ist die regelmäßige Reinigung und Pflege der Augenlider sinnvoll, um Entzündungen vorzubeugen und Reizzustände zu lindern.