© Fotograf: Kzenon
Altersweitsichtigkeit (Presbyopie)
Bei der Alterssichtigkeit, auch Presbyopie oder Altersweitsichtigkeit genannt, verlieren die Augen im Laufe des Lebens die Fähigkeit des scharfen Sehens in der Nähe (Nahsehen). Die Alterssichtigkeit beruht auf natürlichen Alterungsprozessen, die langsam über Jahre verlaufen und lange unbemerkt bleiben. Früher oder später sind alle Menschen von der Alterssichtigkeit betroffen, unabhängig davon, ob sie vorher kurz-, weit- oder normalsichtig waren. Der zeitliche Verlauf und die Ausprägung sind allerdings individuell unterschiedlich.
Wie kommt es zur Alterssichtigkeit?
Um in unterschiedlichen Distanzen scharf sehen zu können, muss sich die Augenlinse anpassen.2 Durch ihre Elastizität kann die Augenlinse unter Beteiligung eines ringförmigen Muskels, dem sog. Ziliarmuskel, ihre Form und somit ihre Brechkraft ändern. Diesen Prozess nennt man Akkommodation.1 Im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses nimmt die Elastizität der Linse und auch die Kraft des Ziliarmuskels ab. Dadurch verliert die Linse die Fähigkeit, ihre Form und damit Brechkraft zu ändern und sich unterschiedlichen Distanzen anzupassen. Es entsteht ein unscharfer Seheindruck im Nahbereich, man spricht von Alterssichtigkeit.1,2
Wie kann man die Alterssichtigkeit von der Weitsichtigkeit unterscheiden?
Sowohl bei der Alterssichtigkeit als auch bei der Weitsichtigkeit ist das Nahsehen beeinträchtigt, allerdings ist die Ursache eine andere. Die Weitsichtigkeit, die häufig schon in jungen Jahren auftritt, wird meist durch einen zu kurzen Augapfel verursacht, während die Alterssichtigkeit auf der abnehmenden Akkommodationsfähigkeit der Linse durch den natürlichen Alterungsprozess beruht.1,2
Wie äußert sich Alterssichtigkeit?
Die Alterssichtigkeit entwickelt sich langsam über viele Jahre.1,2 Wenn sich das Nahsehen ab dem 45. Lebensjahr verschlechtert, liegt die Ursache häufig in einer Alterssichtigkeit.2 Die Betroffenen nehmen wahr, dass das Lesen zunehmend anstrengender wird und sie die Zeitung oder das Buch in größer Entfernung zum Auge halten müssen, um noch scharf sehen zu können.1,2 Die Arme werden plötzlich zu kurz. Auch schnell ermüdende Augen oder mit dem Lesen verbundene Kopfschmerzen können ein Zeichen für Alterssichtigkeit sein.2
Wie wird Alterssichtigkeit festgestellt?
Bei Schwierigkeiten mit dem Nahsehen sollte eine Kontrolle durch den Augenarzt oder Augenoptiker erfolgen, um die Sehschärfe zu bestimmen und andere mögliche Ursachen, wie z.B. eine Weitsichtigkeit, auszuschließen.1 Der Arzt verwendet hierzu Lesetafeln, die vom Patienten in Leseentfernung gehalten werden, und überprüft so das Sehvermögen und den Korrekturbedarf.1 Der Patient richtet seinen Blick auf die Leseprobe während der Augenarzt unterschiedliche Korrekturgläser vor das Auge hält. Der Patient gibt an, mit welcher Korrektur er am schärfsten sieht.
Wie kann Alterssichtigkeit behandelt werden?
Die Therapie der Alterssichtigkeit besteht aus einer Korrektur der Sehschwäche, folgende Therapieoptionen stehen zur Verfügung:
- Brille/Kontaktlinsen. Durch die Verordnung einer Brille oder Kontaktlinsen kann eine Sehschwäche ausgeglichen werden.1–3 Eine Lesebrille dient ausschließlich der Korrektur des Nahsehens und ermöglicht dem Träger somit im Nahbereich, z.B. also beim Lesen, scharf zu sehen.1–3 Bei zusätzlich zur Altersweitsichtigkeit bestehender Weit- oder Kurzsichtigkeit kann auch eine Bifokal- bzw. Gleitsichtbrille angepasst werden, um optimales Nah- und auch Fernsehen mit nur einer Brille zu ermöglichen.1 Bei Gläsern von Bifokalbrillen kann man im oberen Glasbereich in der Ferne scharf sehen, im unteren Glasbereich ist der Nahbereich korrigiert. Die Gläser einer modernen Gleitsichtbrille bieten mehrere unterschiedliche Stärken innerhalb des Brillenglases, die kontinuierlich ineinander übergehen. Sie ermöglichen so ein stufenloses „Gleiten“ zwischen dem Nah-, dem Mittel- und dem Fernbereich.1 Als Alternative zur Brille besteht auch die Möglichkeit, die Fehl- und Alterssichtigkeit mit Kontaktlinsen, sogenannten Multifokallinsen zu korrigieren.1
- Laserbehandlung. Mittels eines Lasers wird die Hornhautoberfläche zur Korrektur der Fehlsichtigkeit(en) abgetragen.4,5 Soll hierbei auch die Alterssichtigkeit korrigiert werden, sollte man bedenken, dass sich diese naturgemäß mit zunehmendem Alter weiter verändert. Eine ausführliche Beratung durch den Operateur ist deshalb unabdingbar.1,4–6
- Operation. Auch ein operativer Ausstauch der eigenen Linse durch eine künstliche Linse ist möglich.1,2,4 Eine Kunstlinse kann jedoch nicht akkommodieren, da sie starr ist.2 Soll sowohl der Fern-, als auch der Nahbereich korrigiert werden, können durch den Einsatz von Multifokallinsen gute Ergebnisse erzielt werden. Doch auch hier gilt: die Korrektur der Alterssichtigkeit ist nicht stabil und verändert sich im Laufe der Jahre.2 Auch hier sollte man sich vor dem Eingriff ausführlich vom Operateur aufklären lassen.1,5,6
Literatur
1. Grehn F. Augenheilkunde. Springer Berlin Heidelberg 2019.
2. Walter P, Plange N. Basiswissen Augenheilkunde. Springer Berlin Heidelberg 2016.
3. Goebeler M, Walter P, Westhofen M. Augenheilkunde, Dermatologie, HNO in 5 Tagen. Springer Berlin Heidelberg 2018.
4. Augenärzte informieren: Laserverfahren. https://augeninfo.de/cms/hauptmenu/augenheilkunde/sehen-ohnebrille- refraktive-chirurgie/laserverfahren.html, Zugriff: 03.04.2020.
5. Balgos MJTD, Vargas V, Alió JL. Correction of presbyopia: An integrated update for the practical surgeon. Taiwan Journal of Ophthalmology 2018; 8: 121-140.
6. Wolffsohn JS, Davies LN. Presbyopia: Effectiveness of correction strategies. Progress in retinal and eye research 2019; 68: 124-143.